Smartphones, E-Autos und Bitcoins – Wie decken wir den Strombedarf der Zukunft?
Mit dieser Frage hat sich der 15. NÖ Journalismuspreis beschäftigt, der nun an junge Talente im nie in Betrieb gegangenen AKW Zwentendorf vergeben worden ist. Der 1. Platz ging an Anna Mayr, die mit einer Reportage aus der energieeffizienten Gemeinde Haunoldstein die Jury überzeugte.
Zwentendorf, 03.06.2025 – In Haunoldstein, einer kleinen Gemeinde im niederösterreichischen Mostviertel, wirkt zunächst alles wie andernorts: Kirche, Bäcker, Gemeindebüro. Wären da nicht sechs Windräder, Photovoltaikanlagen und ein kleines Wasserkraftwerk, liest man in der Reportage. „Die kleine Gemeinde im Mostviertel hat sich in wenigen Jahren zur ersten Energiegemeinschaft Europas entwickelt, die diese drei Quellen lokal nutzt und damit über 92 Prozent ihres Strombedarfs selbst deckt“, beschreibt Anna Mayr in ihrem Artikel, überzeugt die Jury und erhält damit den ersten Platz des 15. NÖ Journalismuspreises des Vereins zur Förderung für Journalismus in Niederösterreich. Die 23-Jährige kommt aus Purgstall an der Erlauf, hat ein Bachelorstudium in der Gesundheits- und Krankenpflege abgeschlossen und absolviert derzeit das NÖ Journalismus-Stipendium. Den Sieger-Text hat sie für die Niederösterreichischen Nachrichten verfasst.
Der zweitplatzierte Tobias Mayr ist Redakteur beim ORF Niederösterreich, in seinem eingereichten Beitrag – eine Fernsehreportage aus seiner wöchentlichen Wissenschafts-Rubrik „Warum Eigentlich“ – klettert er auf ein Windrad. „Dieses Windrad erzeugt über das Jahr gerechnet so viel Strom, wie 2.000 Haushalte verbrauchen“, erklärt Tobias Mayr, während er das Publikum mitnimmt und in atemberaubender Höhe von 140 Metern ein Interview führt. Das Windrad sei aber für den Besuch ausgeschaltet gewesen, „sonst wäre der Aufstieg zu gefährlich“. Der in Wien wohnende Tobias Mayr hat Politikwissenschaft an der Universität Wien sowie International Studies an der Diplomatischen Akademie Wien studiert. Die Namensgleichheit zwischen Erst- und Zweitplatziertem ist zufällig.
Reportagen: Weg der Batterie sowie zu Gast im Wirtshaus
Der dritte Platz geht ex aequo an zwei Journalistinnen: ORF-Journalistin Ines Ottenschläger überzeugt mit einem Fernsehbeitrag, der im Wirtschaftsmagazin „ECO“ ausgestrahlt wurde. Sie thematisiert darin das Thema Batterien, führt Interviews mit Experten und besucht eine Produktionsstätte, bei der sie den Recycling-Weg einer E-Auto-Batterie nachgeht. Ines Ottenschläger ist gelernte Juristin und hat nach zahlreichen Praktika 2021 ihre Tätigkeit beim ORF begonnen. Anna Kindlmann begab sich für ihre Reportage, für die sie ebenso den dritten Platz erhält, in ein Gasthaus in der Nähe des ehemaligen Atomkraftwerks. Dort lässt sie Ansässige erzählen, welche hohen Wellen die Nicht-Inbetriebnahme des Kraftwerks geschlagen hat und bespricht nebenbei – mit Zahlen und Fakten untermauert – die Vergangenheit und Zukunft von Österreichs Stromversorgung. Anna Kindlmann hat Publizistik studiert, ist ehemalige Stipendiatin des NÖ Journalismusvereins und schreibt für die „Niederösterreichischen Nachrichten“.
Jury-Vorsitzender: „So gute Arbeiten wie noch nie“
Der Journalismuspreis kehrte heuer – angesichts des 15. Jubiläums – wieder an jenen Ort zurück, an dem alles angefangen hat: Auch der erste Journalismuspreis wurde im ehemaligen Atomkraftwerk Zwentendorf vergeben. „So gute Arbeiten wie heuer haben wir allerdings noch nie gehabt.“, so Jury-Vorsitzender Georg Wailand¸ der lange Zeit leitende Funktionen innerhalb der Kronen-Zeitung innegehabt hat. Die Qualität sei besonders hoch gewesen, was die Entscheidung umso schwieriger gemacht habe. Ein gutes Zeichen, so Obmann und Chefredakteur der Niederösterreichischen Nachrichten Daniel Lohninger: „Mit dem Journalismuspreis wollen wir jungen Journalistinnen und Journalisten eine Bühne bieten. Sie sollen die Möglichkeit haben, ihr eigenes Können unter Beweis zu stellen.“
Es brauche kritischen und objektiven Journalismus, so Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner bei der Preisverleihung. Gerade beim Thema Energie sei es die Aufgabe des Journalismus, komplexe Dinge einfach darzustellen: „Es ist eine große Verantwortung, Journalist oder Journalistin zu sein. Demokratie zeichnet sich dadurch aus, mitzureden und mitzugestalten.“ Zu einer Diskussion zum Thema „Alternative Energien, Klimawandel und Medien“ sprachen Chefredakteur des Kurier Martin Gebhart, Stellvertretende Chefredakteurin des ORF Niederösterreich Claudia Schubert, Obmann des Vereins und Chefredakteur der Niederösterreichischen Nachrichten Daniel Lohninger sowie der ehemalige Stipendiat Michael Nowak, der jetzt Unternehmenssprecher bei Huawei Österreich ist.
Der Verein zur Förderung des Journalismus in Niederösterreich
Der Verein zur Förderung des Journalismus in Niederösterreich unterstützt junge angehende Journalistinnen und Journalisten und bietet ihnen ein praxisorientiertes Ausbildungsprogramm. An angehende Journalistinnen und Journalisten vergibt der Verein jährlich ein Stipendium, das den Einstieg in die Branche erleichtern soll. Jährlich wird der NÖ Journalismuspreis für den journalistischen Nachwuchs zu einem aktuell relevanten Thema vergeben. Die ersten drei Plätze sind mit Preisgeld von 4.000 Euro, 3.000 Euro sowie 2.000 Euro (ex aequo 1.000 Euro) dotiert.