Was ist in 30 Jahren seit der EU-Volksabstimmung in Österreich passiert? Mit dieser Frage hat sich der 14. NÖ Journalismuspreis beschäftigt, der nun an junge Talente vergeben worden ist. Überreicht wurden die Preise in der HYPO NOE Landesbank in St. Pölten von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, dem Jury-Vorsitzenden Georg Wailand und Obmann Daniel Lohninger.

 

St. Pölten, 16.05.2024 – Ein kleines Bergdorf in Tirol, genannt Kaisers, stimmte 1994 mit fast 89 Prozent gegen den EU-Beitritt. 30 Jahre später nimmt „profil“-Redakteurin Eva Sager diese Abstimmung zum Anlass, um einen Lokalaugenschein in Kaisers zu wagen und die Stimmung hinsichtlich der EU im Ort zu skizzieren. Das überzeugt auch die Jury: Eva Sager landet auf dem ersten Platz des NÖ Journalismuspreises des Vereins zur Förderung für Journalismus in Niederösterreich.

Das Dorf, über das Eva Sager schreibt, ist die am dünnsten besiedelte Gemeinde Österreichs. „Nun könnte man meinen, damit hat es sich. Bergdorf, Kirche, Volkspartei, Schnapsverkostung – fertig“, heißt es unter anderem im Artikel. Wäre da nicht die herausstechend negative Meinung zur EU. Doch auch wenn Kaisers in Sachen Europäische Union wohl anders getickt habe und noch immer ticke als der Großteil Österreichs, über die Agrarförderungen habe man sich im Ort dann doch gefreut, resümiert der Artikel. Eva Sager, die in Wien wohnt, zeigt anhand einer kleinen Gemeinde in Tirol, wie die EU die Meinungen spalten kann.

Link zum Siegerartikel (profil.at)

 

Zweiter und dritter Platz sehen Politik in der Verantwortung

Daniel Schmid aus Hofamt Priel im Bezirk Melk analysiert in seinem Artikel die positiven und negativen Aspekte des Beitritts von Österreich zur EU und erhält dafür den zweiten Platz des NÖ Journalismuspreises. Als mögliche Gründe für die EU-Skepsis in der Bevölkerung nennt Daniel Schmid heimische Politakteure: „In einer toxischen Gemengelage fungiert die Europäische Union oft als dankbarer Sündenbock“, schreibt er. Österreich habe wirtschaftlich durch die EU aber stark profitiert. Daniel Schmid zitiert unter anderem Politikwissenschafter und gibt einen Ausblick, wie Österreichs Zukunft in der EU aussehen könnte. Daniel Schmid studiert derzeit Journalismus und Unternehmenskommunikation im Bachelor an der FH Wiener Neustadt.

Den dritten Platz erhält Clemens Miloczki aus Irnfritz-Messern (Bezirk Horn) für seinen Kommentar mit dem Titel „Keine EU-phorie in Österreich: Politik ist selbst schuld“. Auch er nimmt vor allem die Politik in die Pflicht und kommt zum Schluss, dass diese einen großen Einfluss auf das Meinungsbild der Bevölkerung zur EU hat. „Ein weiteres Problem im Umgang Österreichs mit der EU ist die mangelnde Kommunikation der zahlreichen Vorteile, die mit der Mitgliedschaft einhergehen“, schreibt Clemens Miloczki. Etwa für die Wirtschaft, aber die EU diene auch als Organisation des Friedens und habe „enormes Potenzial“. Clemens Miloczki hat unter anderem einige Stationen des Stipendiums des NÖ Journalismusvereins absolviert.

 

Viele Kommentare von jungen Menschen geschrieben

Überraschend bei den Einreichungen heuer war der „Mut zu Kommentaren“, so Jury-Vorsitzender Georg Wailand, der lange Zeit leitende Funktionen innerhalb der Kronen-Zeitung innegehabt hat, zuletzt als stellvertretender Chefredakteur: „Das ist in diesem Stadium der journalistischen Ausbildung nicht selbstverständlich.“ Der Preis sei deshalb so bedeutend für Nachwuchs-Talente, „weil wir es als Journalismusverein als unsere Aufgabe sehen, dass wir angehenden Journalistinnen und Journalisten eine Perspektive geben wollen, die Chance aufzuzeigen und zu beweisen, dass qualitätsvoller und kritischer Journalismus gerade in Zeiten von Social Media, Fake News und Künstlicher Intelligenz wichtiger denn je ist“, so Obmann und Chefredakteur der Niederösterreichischen Nachrichten Daniel Lohninger.

Es sei wichtig, dass sich gerade junge Menschen mit diesem Thema auseinandersetzen, so Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner bei der Preisverleihung. Denn konstruktiver Journalismus sei wichtiger denn je: „Fachlich, sachlich, korrekt und objektiv zu berichten, das ist das Wichtigste, was diese aufgeladene und aufgeheizte Zeit braucht.“ Am Podium diskutiert zum Thema Massenmedien, veröffentlichte Meinung und Europäische Union haben Vereins-Gründer und Geschäftsführer des Kurier Medienhauses Richard Grasl, Chefredakteur des ORF Niederösterreich Benedikt Fuchs, der Vorstandsdirektor des Flughafens Wien-Schwechat und Vereins-Mitglied Günther Ofner sowie der Obmann und Chefredakteur der NÖN Daniel Lohninger.

Die 15. NÖ Journalismuspreisverleihung findet im Frühjahr 2025 im ehemaligen Atomkraftwerk Zwentendorf statt.

 

Gruppenfoto (von links nach rechts): NÖN-Chefredakteur sowie Geschäftsführer des Vereins Walter Fahrnberger, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, 2. Preisträger Daniel Schmid, stellvertretend Natalia Anders für die 1. Preisträgerin Eva Sager, 3. Preisträger Clemens Miloczki, NÖN-Chefredakteur und Obmann des Vereins Daniel Lohninger sowie Jury-Vorsitzender Georg Wailand bei der Preisverleihung in St Pölten. (Credit: Erich Marschik)